Mit der Schwalbe KR 51 (KR = Kleinroller) wurde im Februar 1964 das erste zweisitzige Kleinkraftrad aus DDR Produktion vorgestellt. Um den Zweipersonenbetrieb zu ermöglichen mußte ein robustes, neues Triebwerk geschaffen werden. Mit dem Motor M 53 war den Suhler Konstrukteuren ein guter Wurf gelungen. Er wies gegenüber den Vorgängermodellen einen deutlichen Zuwachs an Leistung und vor allem Durchzugsvermögen im gesamten Drehzahlbereich auf. Die 3,4 PS ermöglichten selbst im Soziusbetrieb eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die ersten Prototypen legten täglich bis zu 1000 km unter härtesten Bedingungen zurück. Dank des Kühlgebläses konnten alle Steigungen und Berge ohne Überhitzung bewältigt werden. Auf Anregung des Werkes wurden 60 km/h durch den Gesetzgeber als neue Höchstgeschwindigkeit für diese Fahrzeugklasse festgelegt. Diese vom internationalen Standard abweichende Regelung ermöglichte einen flüssigeren Verkehrsablauf und das Kleinkraftrad wurde nicht zum Verkehrshindernis. Die Schwalbe machte in ihrer fast 30-jährigen Bauzeit sehr viele technische Weiterentwicklungen mit. Äußerlich blieb sie jedoch annähernd gleich. Die verschiedenen Typen der Schwalbe sind KR 51, KR 51/1 und KR 51/2. Die Karosserie schützt den Fahrer weitgehend vor Verschmutzung weshalb die Schwalbe insbesondere von Frauen gern gefahren wurde. Es gab auch eine Sonderausführung KR 51/1 S mit automatischer Kupplung. Für 1972 / 73 war der Serienlauf eines modernen Rollers mit Getriebeautomatik geplant. Dieses wurde aber leider durch fehlende Investmittel verhindert.
Typreihe KR 51 und KR 51/1
Baujahre: 1964 - 1968
Stückzahl: 153.500
Äußerlich ähnelte die Schwalbe zwar dem Kleinroller KR 50, leistungsmäßig hatte sie jedoch viel mehr zu bieten. Bereits kurz nach Serienanlauf des KR 51 wurde aufgrund von Käuferwünschen auch ein Modell mit Fußschaltung (KR 51 F) angeboten. Mit der am linken Trittbrett angeordneten Schaltwippe war ein bequemeres Schalten möglich. Bei der Konzipierung der Typreihe wurden fortschrittliche Wege beschritten. Neben Vollschwingenfahrwerken mit großen Federwegen und wirksamen Vollnabenbremsen sind Vorder- und Hinterrad austauschbar. Ferner wurde großer Wert auf Wartungsfreiheit gelegt. Als Folge konnten alle Schmiernippel entfallen und der Kettentrieb wurde staubdicht mittels Gummischutzschläuchen gekapselt. Außerdem erleichtern Steckachsen die Demontage der Räder, wobei der Hinterradantrieb komplett an der Hinterradschwinge verbleiben kann. Dadurch hatten Kettenräder und Ketten eine mehrfache Lebensdauer. Vervollständigt werden konnte dieser Typ – wiederum erstmalig bei einer derartigen Fahrzeugklasse – mit Blinklichtern, Stoplicht, Parklicht und einem Gleichstrom-Signalhorn. Die Voraussetzungen dafür wurden durch die während der Fahrt aufladbare Bleibatterie geschaffen. Ein solider Gepäckträger mit verstellbarem Spannband gehört zur Grundausstattung. An die Schwalbe kann ein typgeprüfter und im Fachhandel erhältlicher Kindersitz montiert werden. Ferner ist das Fahrzeug bei Verwendung typgeprüfter Bauteile für den Anhängerbetrieb zugelassen.
Ab März 1968 ging eine Weiterentwicklung des Triebwerkes in Serie. Trotz einer Leistungserhöhung im unteren und mittleren Drehzahlbereich verringerte sich der Kraftstoffverbrauch merklich und das Fahrgeräusch wurde durch den Einbau eines voluminösen Ansauggeräuschdämpfers auf die international vorgeschriebenen Werte abgesenkt. Der Motor erhielt ab diesem Zeitpunkt die Typbezeichnung M53/1 und die damit ausgestattete Schwalbe das Kurzzeichen KR 51/1 (Handschaltung) bzw. KR 51/1 F (F=Fußschaltung).
Ab 1971 wurde die Schwalbe-Palette durch den KR 51/1 S ergänzt. Diese Ausführung der Schwalbe wurde mit einer automatischen Anfahr- und Schaltkupplung ausgestattet. Da die Kupplungsautomatik mit dem Fußschaltmechanismus gekoppelt war, konnte der Kupplungshebel völlig entfallen. Die Funktion der Kupplung basierte auf dem Fliehkraftprinzip, sie wurde durch das übertragene Drehmoment zusätzlich stabilisiert. Dies bewirkte auch ein sehr zügiges Anfahren ohne langes Aufheulen des Motors. Die Lichtleistung des Scheinwerfers wurde von 15 auf 25 Watt erhöht und die Zündspule erstmals außerhalb des Motors angebracht.
1974 kam die KR 51/1 K (K=Komfort) auf den Markt. Sie besaß hydraulisch gedämpfte Federbeine und eine verlängerte Sitzbank. Die Federbeine stellten eine beachtliche Fahrkomfortverbesserung dar, zumal sie im Gegensatz zu den mechanischen Dämpfern wartungsfrei sind. Auch die Straßenlage wurde dadurch erheblich verbessert.
Das Jahr 1979 brachte dann endlich eine vorwiegend triebwerkseitige Modernisierung. Die neue Motorenreihe M531/541 mit hohem Typisierungsgrad zwischen dem ziehkeilgeschaltetem 3- und 4-Ganggetriebe konnte nach einigen Rahmenänderungen in die Schwalbe übernommen werden. Äußerlich sind die mit der Typbezeichnung KR 51/2 gekennzeichneten Fahrzeuge, nur durch geringfügige Veränderungen an der Lenkerabdeckung, einer runden Schlußleuchte, einem Bremsgestänge zum Hinterrad sowie der nach rechts verlegten Auspuffanlage zu unterscheiden. Der rechts liegende Schalldämpfer erleichterte den Hinterradausbau sowie das Aufbocken des Fahrzeuges bei heißer Abgasanlage erheblich. Durch den gummielastisch aufgehängten Motor und den Wegfall des Gebläses, konnten die teilweise durch Mitschwingen der großen Blechkarosserieteile hervorgerufenen Fahrgeräusche, drastisch gesenkt werden. Der KR 51/2 besitzt reibungsgedämpfte Federbeine und Fußschaltung. Die Elektronikbauteile wurden unter das vordere Abdeckblech verlegt, der vorher dort sitzende Luftfilter sitzt jetzt direkt vor dem Vergaser. Mit der Triebwerksreihe M531/M541 waren auch die werkseitigen Voraussetzungen für die Stückzahlsteigerung der Vierganggetriebe gegeben, so daß kurzfristig auch eine Viergang-Schwalbe in Produktion gehen konnte. Mit dem Vierganggetriebe konnten speziell im Soziusbetrieb und im bergigen Gelände merklich bessere Fahrleistungen bei gleichzeitig leichter Verbrauchssenkung erzielt werden.
Modell KR 51/2 N
Baujahre: 1980 - 1986
Stückzahl: 90.800
Dies ist das Grundmodell mit Dreiganggetriebe, mechanisch gedämpften Federbeinen, 25/25 W-Scheinwerfer und 21 W-Bremslicht.
Bei diesem Modell wurden hydraulisch gedämpften Federbeinen verwendet. Durch den Einbau eines Vierganggetriebes konnten die Fahrleistungen noch einmal verbessert werden.
Der Einsatz der wartungsfreien Elektronikzündung verbunden mit Anhebung der Lichtleistung auf 35/35 W, machten den KR 51/2 L (L = Luxus) hinsichtlich der technischen Ausstattung zu einem echten Spitzenmodell in dieser Hubraumklasse. Auf ein neues, moderneres Design, mußte leider wiederum verzichtet werden. Trotzdem fand die Schwalbe bis zu ihrem Fertigungsauslauf im April 1986, stets ihre Käufer. Uber eine Millionen Stück aller Baureihen verließen das Suhler Montageband.